Soziallandesrätin Doris Kampus: „Wir brauchen weiterhin eine aktive Arbeitsmarktpolitik“
Nach positiven Entwicklungen am Arbeitsmarkt seit 2015 hinterlässt ein schwächeres Wirtschaftswachstum auch in der Steiermark bereits seine ersten Spuren.
Graz, 22. August 2019


Waren die Entwicklungen am steirischen Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren durchaus positiv, prognostizieren Analysten für 2020 wieder steigende Arbeitslosenzahlen. Betreffen wird dies nach Einschätzung von Experten und aufgrund bisheriger Erfahrungen zunächst vor allem jene Personen, die es ohnehin schwer am Arbeitsmarkt haben: Menschen mit Behinderung oder gesundheitlichen Einschränkungen, ältere Steirerinnen und Steirer sowie Langzeitarbeitslose. „Umso mehr gilt es, diese Zielgruppen auch weiterhin - und verstärkt - zu fördern", betont Soziallandesrätin Doris Kampus in Graz in einem Pressegespräch mit AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe.
Seit 2015 ist die Zahl der Arbeitslosen in der Steiermark konstant rückläufig und wie die aktuellen Zahlen belegen, ging die Arbeitslosigkeit auch im ersten Halbjahr 2019 im Schnitt um 6,3 Prozent zurück. Nach Tirol und Kärnten hat die Steiermark damit gemeinsam mit dem Burgenland den stärksten relativen Rückgang an Arbeitslosen aller Bundesländer. „Eine Entwicklung, die natürlich mit der noch günstigen Wirtschaftslage in der Steiermark zu tun hat", weiß Landesrätin Doris Kampus. „Wir haben aber auch mit unserer aktiven Arbeitsmarktpolitik viel richtig gemacht. Das sieht man an der langfristigen Entwicklung, zum Beispiel am Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit in der Steiermark. Diese ist allein im ersten Halbjahr 2019 um 16,8 Prozent gesunken. Das ist bemerkenswert!"
Pessimistische Prognosen
Durch arbeitsmarktpolitische Impulse unterstützt werden dabei insbesondere Menschen, die sich ansonsten schwertun, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das sind beispielsweise Langzeitarbeitslose, ältere Menschen, Frauen mit Kindern, oder Menschen mit Behinderung und gesundheitlichen Einschränkungen. Kampus: „Diese Menschen auch in Zukunft über Zeiten einer schwächer werdenden Konjunktur zu begleiten, ist das Gebot der Stunde. Denn sie sind leider die ersten, die die kommenden Veränderungen am Arbeitsmarkt zu spüren bekommen werden. Und diese wird es geben."
Schon jetzt zeigt sich das Wirtschaftswachstum in Österreich und der Steiermark wegen einer schwächeren Dynamik in Außenhandel und Industrie abgeschwächt. „Die Industrie verliert an Schwung, man hört pessimistische Stimmen. Die Ursachen dafür sind international - denken wir an den Handelsstreit zwischen den USA und China und die Unsicherheiten rund um den Brexit. Die Folgen aber sind sehr lokal - und wir müssen entgegensteuern."
Ein genauer Blick auf die Daten zeigt bereits diese Entwicklung: So gibt es ein Plus von 4,8 Prozent bei arbeitslosen Menschen über 50 Jahren. Bei Menschen mit Behinderung sind es sogar um 16,7 Prozent mehr, die einen Arbeitsplatz suchen. Die Trendwende zeigt sich auch in einem Plus von 6,1 Prozent Arbeitslosen bei Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen - alle Daten im Jahresvergleich von Juli 2019 zu Juli 2018. Und: Bei allen Daten liegt die Steiermark über dem Bundesschnitt.
Impulse verhelfen zu Jobs
Knapp 37,3 Millionen Euro setzen das Sozialressort des Landes Steiermark und das AMS Steiermark im „Kooperativen Programm 2019" für neue Impulse am Arbeitsmarkt ein. Im Landesbudget sind für die Arbeit rund 20 Millionen Euro vorgesehen. „Einer dieser Impulse ist die Pflegestiftung, die wir gemeinsam mit dem AMS, dem Pflegeressort, der Gewerkschaft und der Wirtschaftskammer eingerichtet haben: 500 Frauen und Männer werden sukzessive zu Heimhilfen und Pflegeassistentinnen geschult. Sie haben damit einen wirklich zukunftssicheren Job", schildert Soziallandesrätin Doris Kampus.
Ähnlich erfolgreich verläuft auch die Automotive-Stiftung: Als bei Magna der Ruf nach Fachkräften laut wurde, richtete das Land gemeinsam mit dem AMS eine arbeitsplatznahe Ausbildung für arbeitslose Menschen ein. „Das waren vorrangig jene Personen, die sich ansonsten schwertun, wie beispielsweise Langzeitarbeitslose, älteren Menschen, Frauen mit Kindern, oder Menschen mit Behinderung und gesundheitlichen Einschränkungen", resümiert die Soziallandesrätin.
Aktion 20.000 als Auffangnetz
Die derzeitigen Wirtschaftsentwicklungen sprechen für Landesrätin Doris Kampus zudem einmal mehr für eine Fortführung der Aktion 20.000. „Als Politik sind wir gefordert, rechtzeitig Maßnahmen zu setzen, um den kommenden Entwicklungen am Arbeitsmarkt gegenzusteuern. Die Aktion 20.000 eignet sich hierfür hervorragend, das hat sich auch schon in der Vergangenheit gezeigt."
Mehr als 1.000 Frauen und Männer waren 2018 und 2019 im Rahmen der Maßnahme beschäftigt - und mehr als ein Viertel hat daraus einen fixen Arbeitsplatz bekommen. „Das ist ein hervorragender Wert! Vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich eben um Zielgruppen handelt, die es ansonsten schwer am Arbeitsmarkt haben. Positiv sind übrigens auch die Berichte der Arbeitgeber." Sollte die Aktion nicht fortgeführt werden, bekräftigt Kampus erneut: Ich habe schon Anfang August gesagt, dann mache ich etwas Eigenes in der Steiermark.