Soziallandesrätin Doris Kampus zu Inklusion in der Zukunft: „Wir müssen den Menschen in den Vordergrund stellen“
Festveranstaltung „Inklusion leben – gestern, heute, morgen“ im Rittersaal des Landhauses: Vor 15 Jahren wurde das steirische Behindertengesetz beschlossen.
Graz, 21. Oktober 2019




„Menschen mit Behinderung möchten leben wie jeder andere Mensch auch. Unser Behindertengesetz hat seit 2004 viel dazu beigetragen. Die Steiermark ist Vorreiterin in der Behindertenhilfe und wird das auch bleiben", betonte Soziallandesrätin Doris Kampus im Rahmen der Festveranstaltung „Inklusion leben - gestern, heute, morgen". Bei der 15-Jahr-Feier am Mittwoch im Landhaus warf die Landesrätin gemeinsam mit zahlreichen Wegbegleiterinnen einen Rückblick auf die Errungenschaften der vergangenen Jahre und tauschte sich über mögliche Maßnahmen für die Zukunft aus. Dabei kündigte die Landesrätin an, gemeinsam ein neues Inklusionsgesetz ausarbeiten zu wollen, das „nicht die Behinderung, sondern den Menschen und seine Fähigkeiten in den Vordergrund stellt".
„Das Steiermärkische Behindertengesetz ist dermaßen wegweisend und modern, dass es auch heute noch, 15 Jahre nach seinem Inkrafttreten, viele Lösungen anderer Bundesländer in den Schatten stellt", eröffnete Soziallandesrätin Doris Kampus am Mittwoch die Jubiläumsfeier im Landhaus. Gemeinsam mit dem Landtagspräsidenten a.D. Kurt Flecker und der 2. Landtagspräsidentin a.D. Anna Rieder - Vorgängerin und Vorgänger als Soziallandesrätin - ließ Kampus die Errungenschaften der vergangenen Jahre Revue passieren, wagte aber auch einen Ausblick in die Zukunft: „Unser Bundesland nimmt eine Vorreiterrolle im Bereich der Behindertenhilfe ein. Diese zu erhalten und zu festigen muss die Richtschnur für all unsere weiteren Maßnahmen sein", betonte sie. Die Veranstaltung erregte das Interesse zahlreicher Gäste aus unterschiedlichen Branchen, darunter u.a. AMS-Landesgeschäftsführer Karl-Heinz Snobe, Vorsitzender der Sozialwirtschaft Steiermark Rudolf Zangl und Jugend-am-Werk-Geschäftsführer Walerich Berger.
Miteinander, nicht übereinander
Selbstbestimmt-Leben-Obmann Robert Konegger und der Vorsitzende des Unabhängigen Steiermärkischen Monitoringausschusses für Menschen mit Behinderungen Heinz Sailer gingen auf viele Maßnahmen ein, die heute schon im Sinne einer künftig noch inklusiveren Steiermark gesetzt werden und evaluierten diese. „Nicht nur, dass sich die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen in den vergangenen 15 Jahren gebessert hat", so Konegger im Rahmen seiner Ausführungen, „sie können nun auch selbst mitsprechen und gestalten. Zum Beispiel durch das Persönliche Budget, das es ihnen ermöglicht, sich ihre Assistentinnen bzw. Assistenten selbst auszusuchen und zu bezahlen. Diese Freiheit sollte auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden."
Soziallandesrätin Doris Kampus meinte dazu: „Mein Ziel ist es, den Menschen in den Vordergrund zu stellen. Menschen mit Behinderung möchten dasselbe selbstbestimmte Leben führen wie jeder andere auch. Wir reden nicht über sie, sondern mit ihnen. Es sind Veranstaltungen wie diese mit Rückmeldungen wie diesen, die es braucht, um weitere Fortschritte in der Behindertenhilfe erzielen zu können. Deshalb habe ich auch die Partnerschaft Inklusion ins Leben gerufen", so Kampus.
Im Rahmen dieser Partnerschaft arbeiten Menschen mit Behinderung selbst an der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in der Steiermark und entwickeln gemeinsam mit dem Sozialressort, dem Monitoringausschuss, der Anwaltschaft für Menschen mit Behinderungen und vielen anderen Akteurinnen und Akteuren Ideen für eine inklusivere Steiermark. „Es ist eine Zusammenarbeit, die schon viele Früchte getragen hat. Ich denke da zum Beispiel an den akademischen Lehrgang für Peer-Beraterinnen und -Berater an der FH Joanneum, an die sieben regionalen Beratungszentren für Menschen mit Behinderungen in der Steiermark oder aber an den Inklusionspreis für vorbildliche Unternehmen."
Teilhabe am Arbeitsmarkt
Als besonders brennend bezeichnete Kampus das Thema „Lohn statt Taschengeld": „Das Gehalt ist in gewissem Maße eine Form der Wertschätzung und damit auch ein wichtiger Teil des Gefühls, mit der eigenen Leistung etwas zur Gesellschaft beizutragen. Einen Lohn zu erhalten stärkt das Selbstbewusstsein - und ist fair. Es bedeutet aber auch, dass wir künftig möglichst vielen Menschen die Möglichkeit eröffnen müssen, am ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen", so die Landesrätin abschließend.
Umrahmt wurde die Veranstaltung durch die Band „Funky Jazz Lounge" sowie einen Auftritt der Tänzerinnen und Tänzer des Studios „Rythm and Dance", die auch schon bei den Special Olympics performten. Im Anschluss an die Veranstaltung wurde die Ausstellung „(UN)SICHTBAR" von Theresa Knaflitsch und Ena Fries eröffnet.