„Gewalt darf in der Steiermark keinen Platz haben“
30 Jahre Kinderrechtskonvention und 15 Jahre Gewaltschutzeinrichtungsgesetz: Beeindruckendes Plädoyer für eine gewaltfreie Steiermark im Landhaus
Graz, 06. November 2019

Mit einer Festveranstaltung auf Einladung von Landtagspräsidentin Gabriele Kolar und Soziallandesrätin Doris Kampus wurde an zwei wichtige Jubiläen dieses Jahres erinnert: Vor 30 Jahren verabschiedeten die Vereinten Nationen die Kinderrechtskonvention, die mitsamt dem Gewaltverbot in der Erziehung seither auch in Österreich gilt. Mit dem Gewaltschutzeinrichtungsgesetz wiederum hat die Steiermark vor 15 Jahren einen Eckpfeiler des Gewaltschutzes geschaffen. „Gewalt darf in der Steiermark keinen Platz haben", bekräftigten Landtagspräsidentin Kolar und die Soziallandesrätin Kampus. Umrahmt von der Band des BORG Dreierschützengasse, hielt die Schriftstellerin Julya Rabinowich den Festvortrag. Die Grande Dame der österreichischen Kinderliteratur, Renate Welsh, las aus ihren Lebenserinnerungen „Kieselsteine". Zu Wort kamen zudem Michaela Gosch von den Frauenhäusern Steiermark und Miss Austria Larissa Robitschko, die sich für Frauen in Not einsetzt.
Gewalt in Worten und in Taten, insbesondere gegen Kinder und Frauen, ist ein alarmierendes Symptom der Gegenwart - und dies, obwohl teilweise seit Jahrzehnten internationale Übereinkommen und nationales Recht Gewalt ächten. Umso wichtiger sei es daher, auf diese bedenklichen Entwicklungen aufmerksam zu machen und auf zwei Fundamente des Kinder- und Gewaltschutzes - die UN-Konvention und das steirische Gewaltschutzeinrichtungsgesetz - hinzuweisen: Das war der Grundtenor der Festveranstaltung „Gewalt.Frei.Steiermark" Mittwochabend im Sitzungssaal des Landtages, zu der Präsidentin Gabriele Kolar und Soziallandesrätin Doris Kampus eingeladen hatten.
„Seit nunmehr 30 Jahren ist die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen Grundlage zum Schutz für Kinder und Jugendliche. Mit der Etablierung des Gewaltschutzeinrichtungsgesetzes vor 15 Jahren wurde ein weiterer wichtiger Schritt gesetzt, weitere folgten. Ich danke Frau Landesrätin Doris Kampus, aber vor allem auch den vielen engagierten Institutionen und Einrichtungen für ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohle Schutzbedürftiger in unserem Land", betonte Landtagspräsidentin Gabriele Kolar.
Soziallandesrätin Doris Kampus hob hervor, „dass jede Form von Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen ein Akt der Entrechtung und Beschämung ist". Dies könne katastrophale Folgen für die spätere Entwicklung haben, spann Kampus den Bogen zum zweiten Thema des Abends: Gewaltschutz. „Wenn wir Gewalt im Kindesalter verhindern, verhindern wir Gewalt per se. Denn wer Schläge bekommen hat, ist gefährdet, sie später auch wieder weiterzugeben."
Auf ihren Erlebnissen als Simultandolmetscherin des Wiener Integrationshauses aufbauend, beschrieb die Schriftstellerin Julya Rabinowich in einem Festvortrag die therapeutische Kraft der Sprache gegen Gewalt und ihre Folgen. „Um Erlebtes zu verarbeiten, muss man für das Unausgesprochene erst Worte finden. Man muss Mut finden, diese Worte auch auszusprechen. Und noch mehr Mut, um neue Worte zu finden, die eine neue Welt beschreiben sollen. Das, was benannt werden kann, kann überwunden werden. Das, was neu beschrieben werden kann, lässt sich finden."
Sprache als Mittel der Erinnerung - das ist das poetische Elixier von Renate Welsh. Sie las aus ihrem autobiographischen Roman „Kieselsteine". Die zwölf Episoden im neuen Buch der Kinder- und Jugendbuchautorin werden von Kritikern als funkelnde Erinnerungen beschrieben, „die anhand der eigenen Kindheit das Kolorit einer Epoche anschaulich werden lassen". Das Buch sei eine „Hommage an selbstlose Wesen", die die Kindheit der Autorin bereichert und beschützt haben.
Michaela Gosch, die Geschäftsführerin des Vereines Frauenhäuser Steiermark, berichtete von den täglichen Herausforderungen, Enttäuschungen, aber auch Erfolgserlebnissen in der Arbeit mit betroffenen Frauen, Kindern und Familien. „Sehr wichtig und bereichernd" nannte Miss Austria 2019, Larissa Robitschko, die Erfahrungen aus ihrem sozialen Engagement - unter anderem in Kinderheimen. „Wenn Kinder im Heim nebenbei erzählen, dass ihr Papa sie geschlagen hat, ist das so schockierend. Das kann man sich nicht vorstellen. Da wird man schon sehr nachdenklich."
Im Rahmen der Veranstaltung stellten zudem Kinderbürgermeister Valentin Watzinger und seine Vorgängerin Madeleine Stolz das Kinderschutzpaket der Kinderfreunde vor, das von Kindern und Jugendlichen entwickelt wurde und sie spielerisch und nachhaltig über ihre Rechte aufklärt.