Soziallandesrätin Doris Kampus: „Bei Männern im Kampf gegen Gewalt ansetzen“
Gewaltschutzbeirat traf sich im Landhaus: Expertinnen und Experten analysierten Maßnahmen im Licht von aktuellen Anlassfällen
Graz, 02. März 2020


Für Soziallandesrätin Doris Kampus ist klar, dass die aktuellen Geschehnisse in der Steiermark zeigen, wie wichtig ein ganzheitlicher Zugang zum Thema Gewaltschutz ist. „Wir müssen mit den Opfern und den Tätern arbeiten", betonte die Soziallandesrätin beim Treffen mit 30 Expertinnen und Experten im Gewaltschutzbeirat, der die Arbeit aus den Gewaltschutzgipfeln des Jahres 2019 fortsetzt. „Insbesondere opferorientierte Täterarbeit ist ein wesentlicher Aspekt von Gewaltschutz", verwies Kampus auf die Vorreiterrolle der Steiermark in diesem Bereich. So präsentierten Michaela Gosch vom Verein Frauenhäuser Steiermark und Christian Scambor vom Verein für Männer- und Geschlechterthemen drei Leitprojekte zur Gewaltprävention.
„Die Steiermark ist seit jeher Vorreiterin in Sachen Gewaltschutz. Umso mehr treffen uns die aktuellen Anlassfälle, bei denen Frauen zum Opfer massiver Gewalt durch Männer geworden sind", betonte Soziallandesrätin Doris Kampus eingangs des Treffen mit den Expertinnen und Experten aus dem Bereich des Gewaltschutzes. Für die Soziallandesrätin ist klar, dass die politische Antwort auf diese Problematik nur lauten kann: „Wir schauen hin und nicht weg. Und wir gehen in der Steiermark, durchaus vorbildhaft, innovative Wege." Konkret bedeutet dies, dass „wir bei Männern im Kampf gegen Gewalt ansetzen und wir in diesem Bereich unsere Bemühungen noch weiter verstärken werden".
„Um wirkungsvolle Strategien zur Gewaltprävention zu etablieren und weiterzuentwickeln, müssen alle Organisationen und Institutionen zusammenarbeiten. Der Gewaltschutzbeirat ist dafür ein sehr wichtiger und notwendiger Schritt", sagte Michaela Gosch vom Verein Frauenhäuser. Ein ganz wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden Gewaltschutzkette sei die opferschutzorientierte Täterarbeit. Nach dem ersten Projektjahr von G.i.F., Gewaltprävention im Familiensetting, - einem Gemeinschaftsprojekt vom Verein für Männer- und Geschlechterthemen, dem Verein NEUSTART und den Frauenhäusern - könne man eine erste, sehr positive Bilanz ziehen.
Opferschutzorientierte Täterarbeit heißt Arbeit mit den Tätern, um Gewalt nachhaltig zu beenden. „Wichtig erscheint für mich auch, dass in diesem Setting Männern, bevor sie zu Tätern werden, die Möglichkeit gegeben wird, über ihre Probleme, Ängste und Sprachlosigkeit zu reden, damit sie zu einer anderen Form der Konfliktlösung kommen und nicht Gewaltanwendung als einzige Lösungsmöglichkeit sehen", betonte weiters Eduard Hamedl vom Männernotruf Steiermark, der rund um die Uhr erreichbar ist.
Spezifisch auf Männer mit migrantischem Hintergrund ist wiederum das Projekt FOMEN ausgerichtet. „Wir erreichen mit unserem Interventions- und Bildungsprogrammen direkt rund 240 männliche Migranten, indirekt in ihrem Umfeld sind es rund 1.200 männliche und weibliche Migranten", schilderte Christian Scambor. „In der Männerberatung wird versucht, in Krisen und Trennungssituationen zu deeskalieren; in der Fachstelle für Gewaltarbeit leisten wir Täterarbeit, in Kooperation mit Opferschutzeinrichtungen und Behörden; Gewaltprävention ist auch ein wesentlicher Teil unserer Burschenarbeit; und im Forschungsinstitut setzen wir eben Projekte wie z.B. FOMEN um, bei dem mit Männern mit Flucht- und Migrationshintergrund zu Themen wie Beziehung, gewaltfreien Handlungsweisen, Kinderrechten, Frauenrechten, Sexualität und Geschlechterrollen gearbeitet wird."
Kampus hob diese Projekte als vorbildhaft hervor. „Wir wollen hier weitere Schwerpunkte setzen", kündigte die Soziallandesrätin an. Positiv gewürdigt wurden in der abschließenden Diskussion der Schwerpunkt zum Thema Gewaltschutz im steirischen Regierungsprogramm Agenda Weiß-Grün sowie die Vorhaben der Bundesregierung, wo teilweise steirische Forderungen wie die Abhaltung von Fallkonferenzen aufgenommen worden sind. Ein Nationaler Aktionsplan, wie von der Regierung in Wien angekündigt, fand ebenfalls die Unterstützung durch den Gewaltschutzbeirat.