Fünf betreute Übergangswohnungen für Frauen in Krisen
Unter dem Motto „Gewalt stoppen! Frauen stärken!“ erweitert das Land Steiermark seine Initiativen zum Gewaltschutz mit leistbarem Wohnraum für Betroffene.
Graz, 17. Juni 2021
Gewalt an Frauen ereignet sich leider nach wie vor - auch in Österreich, wo im Vergleich aktuell sogar überproportional viele Frauenmorde verübt werden. In der Steiermark gibt es bereits zahlreiche Einrichtungen und Initiativen, die sich dem Schutz von Frauen und Mädchen verschrieben haben. Um Frauen und Kindern, die von Gewalt bedroht und betroffen sind, noch besser helfen zu können, richtet das Sozialressort des Landes Steiermark gemeinsam mit dem Verein Frauenhäuser Steiermark in Graz erstmals fünf betreute Übergangswohnungen - von Garconnieren bis zu Familienwohnungen - ein. Gemeinsam mit dem Gewaltschutzzentrum und dem AMS wurde das Projekt Perspektive:Arbeit geschaffen, das Frauen in solchen Krisensituationen zu einem Job und sozialer Absicherung führen soll.
„Gewalt gegen Frauen ist eine der hässlichsten Seiten unserer Zeit", hebt Soziallandesrätin Doris Kampus bei der Präsentation der neuen Wohnungen vor MedienvertreterInnen hervor. „Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter. Hinschauen statt wegschauen, ist eine Aufgabe für uns alle, weil Gewalt niemals Privatsache ist." Unter dem Motto „Gewalt stoppen! Frauen stärken!" werde mit den betreuten Übergangswohnungen und dem Job-Projekt eine „soziale Brücke für Frauen in Krisen gebaut. Raus aus der Krise, Rückkehr in ein sicheres und normales Leben ist das Ziel. Ein eigenes Einkommen und leistbarer Wohnraum sind dafür sehr wichtig." Kampus verweist auf die hohe Anzahl an Gewaltopfern, die aus ökonomischen Gründen wieder zu ihrem Partner zurückkehren. Kampus: „Diesen Kreislauf müssen wir unterbrechen."
„Entschieden NEIN zu sagen zu jeder Form von Gewalt gegen Frauen ist eine Seite", unterstreicht Frauenlandesrätin Juliane Bogner-Strauß. „Die andere Seite ist, Frauen echte Alternativen zu Ihrer Situation anzubieten und diese Angebote in das Bewusstsein der Gesellschaft zu bringen. Nur wenn im Bewusstsein ist: ein anderes Leben ist möglich und ein striktes NEIN zu jeder Form von Gewalt, können wir mehr Frauen helfen. Ich danke Landesrätin Doris Kampus für Ihr Engagement."
Was kommt nach dem Aufenthalt im Frauenhaus?
In den steirischen Frauenhäusern werden im Schnitt pro Jahr 200 Frauen und ebenso viele Kinder betreut. „So unterschiedlich und vielfältig die Biographien dieser Frauen und Kinder sind, so unterschiedlich ist auch die Gewalt die dazu geführt hat, bei uns Schutz und Hilfe zu suchen. Und genau diese Unterschiedlichkeit muss auch in den Hilfeplänen, die gemeinsam mit den Frauen erarbeitet werden, abgebildet werden. Ziel dabei ist es, den Klientinnen zeitnah ein gewaltfreies und eigenständiges Leben zu ermöglichen", erläutert Michaela Gosch von den Frauenhäusern Steiermark.
Mit den fünf neu angemieteten Übergangswohnungen entsteht ein weiterer wichtiger Teil in der steirischen Gewaltschutzlandschaft: In den komplett eingerichteten und von MitarbeiterInnen der Frauenhäuser betreuten Wohnungen können Frauen und Kindern nach dem Frauenhausaufenthalt bis zu einem Jahr bleiben. Damit entsteht die Möglichkeit, den Gewaltschutz nachhaltig sicher zu stellen. Durch die räumliche Nähe zum Grazer Frauenhaus können die Frauen ihre bereits aufgebauten Alltagsstrukturen und Wege aufrechterhalten. „Ungleiche Machtverhältnisse und Abhängigkeiten bilden die Basis auf der Gewalt entstehen kann. Wohnversorgung und ein eigenes Einkommen sind dafür absolut notwendig für ein gewaltfreies Leben", so Gosch.
Perspektive:Arbeit als Weg zurück
Soziale Selbstständigkeit sollen die Frauen mit Hilfe des Projektes Perspektive:Arbeit - eine Zusammenarbeit des Sozialministeriums, des AMS, des Gewaltschutzzentrums, der Frauenhäuser und des Sozialressorts - erreichen. Durch die Betreuung von Casemangerinnen sollen Hürde auf dem Weg zur Berufstätigkeit wie fehlende Kinderbetreuung oder schlechte Mobilität abgebaut werden.
„Perspektive:Arbeit ist unser neuestes Projekt. Ziel ist es, gewaltbetroffene Frauen auf dem Weg in eine wirtschaftliche, soziale und persönliche Unabhängigkeit zu unterstützen. Frauen, die von Gewalt betroffen sind, werden beim Einstieg bzw. Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt oder in schwierigen Situationen am Arbeitsplatz begleitet", schildert Marina Sorgo, Leiterin des Gewaltschutzzentrums.
Das erweiterte Angebot zur Existenzsicherung im Gewaltschutzzentrum erzeuge bei den teilnehmenden Frauen ein Gefühl des Wahrgenommenenwerdens und der Wertschätzung. Sie fühlen sich auf ihrem Weg in die ökonomische Unabhängigkeit aktiv unterstützt und darin gestärkt und glauben wieder mehr an ihre Fähigkeiten. In der bisherigen Projektlaufzeit meldeten die Teilnehmerinnen häufig rück, dass sie über die neu gebotenen Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildungen positive Zukunftsperspektiven entwickeln können.
Mit diesen Maßnahmen stärkt die Steiermark den Gewaltschutz: So hat in der Steiermark jede Frau gesetzlich verbrieftes Recht auf Schutz im Frauenhaus. Das führt zu einer Auslastung der beiden Frauenhäuser im Jahresschnitt bei 80 Prozent. Soziallandesrätin Doris Kampus: „In den beiden steirischen Frauenhäusern ist genug Platz für Frauen in Not. Darüber hinaus sorgen wir gemeinsam mit den ExpertInnen für ein flexibles Angebot."